Schlagwort: evidenzbasiert
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Hund oder Auto?
Über https://www.welt.de/kmpkt/article214833544/Oekologischer-Fussabdruck-Warum-Hunde-schlecht-fuer-die-Umwelt-sind.html kam ich zur unter https://www.mdpi.com/2071-1050/12/8/3394 zu findenden Studie und staunte nicht schlecht. Um es kurz zu machen, ist das Ergebnis das folgende:
Ein 13 Jahre lebender, 15 kg schwerer Hund produziert ca. 8,2 Tonnen CO2-Äquivalent. Das sind 631 kg pro Jahr.
Wenn nun ein aktueller Golf 113 g/km CO2 ausstößt, entspricht ein Hundejahr damit 5.582 km jährlicher Autofahrt. D.h. aber auch, dass ein Auto im Schnitt genauso viel zum Klimawandel beiträgt, wie zwei Hunde, denn die mittlere Jahresfahrleistung liegt bei um die 14.000 km.
Sollte nun ein Freitags-for-Future-Mensch sich fragen, was zu tun ist: Auf der Basis von 180 €/Tonne bedeutet das, dass die Hundesteuer eine CO2-Komponente von 9,47 €/Monat enthalten muss, was wirklich genauso machbar ist, wie das doppelte (20 € im Monat mehr schafft jeder Golf-Fahrer und jede Golf-Fahrerin).
Nur: FFF fordert natürlich erstmal nicht die Abschaffung von Fifi, weil sie sich der unzivilisierten Antwort gewiß sein kann…
In der EU alleine soll es übrigens ca. 87 Mio. Hunde geben.
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40 kg Pestizide auf einen Hektar Bananenplantage…
Im Quarks Daily vom 11.01.2022 (https://www1.wdr.de/mediathek/audio/daily-quarks/audio-frieren-fuer-die-gesundheit–bananen-umweltfreundlicher-anbauen-100.html ca. bei 14:14…) wurde die Zahl genant: 40 kg Pestizide würden auf den Philippinen über’s Jahr auf einen Hektar Bananenplantage verteilt. Das schien der Sprecherin immens viel zu sein.
Aber ist das tatsächlich viel?
Nun: 40 kg auf 1 ha sind 40.000 g auf 10.000 qm und das ist gut zu rechnen: Es sind 4 g pro Quadratmeter und Jahr. Wenn das Pestizid also ein ähnliches spezifisches Gewicht wie Wasser hat, wird also 4 ml/qm verteilt. 100 l/qm ergeben 10 cm Schichtdicke, 10 l ergeben 1 cm, 1 l ergeben 1 mm, 100 ml ergeben 0,1 mm, 10 ml ergeben 0,001 mm.
4 ml pro Quadratmeter ergeben also eine Schichtdicke von 400 Nanometer. Das ist ungefähr ein Tausendstel eines menschlichen Haares oder ungefähr 4*10-9/2 = zwei Milliardstel des jährlichen Niederschlages von mindestens 2.000 mm.
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There Ain’t no Such a Thing As a Free Lunch
Das TANSTAFL-Prinzip…
TANSTAFL bei der Verkehrswende bedeutet, dass wir uns fragen, welche Nachteile wir in Kauf nehmen, wenn wir einfach eine „böse“ Fortbewegungsart durch eine „gute“ ersetzen. Anders gefragt: Wieviele Tote gibt es, wenn ein nennenswerter Anteil aller PKW-Fahrten nun mit dem Fahrrad erledigt wird?
Die Ausgangslage
2019 wurden nach Statista in Deutschland ca. 650 Mrd. km mit dem PKW gefahren. In einer Verkehrswende, die den Namen verdient, sollen nun 50% durch die Schiene, 30% durch E-Autos und 20%. durch Fahrräder erledigt werden. Das macht 130 Mrd. km pro Jahr.
Laut ilovecycling werden in Deutschland derzeit 25 Mrd. km mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dabei wurden ca. 450 Personen getötet.
Die bestimmt nicht paradiesische Zukunft
Wenn nun knapp fünfmal soviel Strecke gemacht wird, werden auch fünfmal soviel Menschen im Straßenverkehr sterben: 2.250 Personen. 2020 starben aber im Straßenverkehr nur ca. 2.700 Personen insgesamt, d.h. schon jetzt sind 16% aller Verkehrstoten Fahrradfahrer.
In der skizzierten Zukunft werden 70% der Autototen nicht mehr anfallen, das heißt aber, im E-Auto werden dann nur noch 810 Menschen sterben. Dafür werden allerdings 2.250 auf dem Fahrrad zu Tode kommen, so dass insgesamt 3.060 sterben werden, was heißt, dass ziemlich genau 73% aller Verkehrstoten dann auf dem Fahrrad sterben werden…
Volvos Zero Death Policy wird damit unerreichbar.
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Verteiltes Arbeiten vs. Zentralbüro
Meine Lieblingsstrecke ist und bleibt Bochum-Düsseldorf, weil die Entfernung ca. 50 km beträgt.
Das Team in Düsseldorf
Wir stellen uns 100 Beschäftigte vor, die in 10 Teams à 9 Arbeiterbienen und einer Vorgesetztenbiene arbeiten.
Diese 100 Personen pendeln täglich von Bochum nach Düsseldorf, 200 Tage pro Jahr, mit 140 g CO2/km.
Das macht jährlich 100*200*100*0,14 kg = 280 Tonnen CO2.
Auf Bochum verschobenes „Verteiltes Arbeiten“
Wenn wir uns vorstellen, dass die 100 Teammitglieder in Bochum (durchschnittliche Entfernung: 2,5 km vom Bochumer Büro) anstatt in Düsseldorf arbeiten und 10 von ihnen zusätzlich noch zwei Tage die Woche nach Düsseldorf fahren, haben wir folgendes erreicht:
Die CO2-Produktion sinkt auf 14 Tonnen für das Team plus 28 Tonnen für die Teamleads.
Das macht in Summe 42 Tonnen, also 85% Ersparnis im Verhältnis zum Ausgangspunkt.
Verteiltes Arbeiten plus Firmenbus für die Teamleads
Wenn wir uns vorstellen, dass der Arbeitgeber für die Fahrten nach Düsseldorf einen Firmenbus zur Verfügung stellt, der das doppelte eines Golf verbraucht, erzeugt die Pendelei der Teamleads 2*100*200*280 g CO2 = 11 Tonnen.
Damit läge die Ersparnis bereits bei (280-25)/280 = 91%.
Daddy, He Got a Tesla…
Wenn wir uns vorstellen, die 100 Teammitglieder kauften sich alle einen Tesla, würde das in der Gegend von 50.000 € * 100 = 5 Mio. € kosten.
Laut https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/bilanz-2019-co2-emissionen-pro-kilowattstunde-strom werden im Moment ca. 400 g CO2 pro kWh Strom erzeugt. Ein Tesla Model 3 verbraucht auf dem Papier 15 kWh pro 100 km, das sind dann 15 * 4 g CO2/km = 60 g CO2/km, also etwas weniger als 50% des Golf-Diesel der Beschäftigten.
Wenn man stattdessen 5 MB Sprinter Transfer 45 kauft, die das Arbeiten unterwegs ermöglichen, ist man in der Gegend von 0,5 Mio. € Invest bei 400 g CO2/km für 18 Passagiere, oder 1/3 der Umweltlast eines Tesla Model 3.